Samstag, 21. April 2012

Ein genialer Mann...

Was haben die Bässe auf den folgenden beiden Bildern gemeinsam?

Steinberger L2 (Quelle: de.wikipedia.org)

Spector EURO4LX-TW (Quelle: www.spectorbass.com)

Richtig, die Belesenen unter uns wissen: Sie stammen vom gleichen Designer: Ned Steinberger. Steinberger - ein Industriedesigner - war übrigens Sohn eines Physik-Nobelpreisträgers, ein weiterer Hinweis dafür, dass Genius vererbbar ist.
Der untere Bass ist der Geniestreich, der 1976 von Steinberger für Stuart Spector entworfen wurde - die Bässe kamen unter dem Namen Spector NS (für Ned Steinberger Design) auf dem Markt und werden seit heute in dieser "schmusigen", voll auf Ergonomie getrimmten Design gebaut und auch kopiert: so ist z.B. auch der Warwick Streamer durch einen Spector NS Bass inspiriert gewesen.
Nur drei Jahre später löste Steinberger mit dem L2 (auch gerne spöttisch "Paddel" genannt) die gleichen Probleme auf völlig andere (und noch revolutionärere) Weise. Neben dem einfachen Design-Ansatz kamen hier natürlich auch noch Material-Entscheidungen hinzu, die ebenfalls die Instrumentenwelt in Aufruhr versetzten.
Was mich so beeindruckt, sind:

  • Die Langlebigkeit beider Entwürfe - beide werden heute praktisch genauso weitergebaut und verkauft
  • Der große Unterschied im Denkansatz innerhalb eines sehr kurzen Zeitraumes
  • Die große Innovationskraft, die in den Designs steckt
Ich würde sagen, dass Steinbergers Genialität wahrscheinlich höchstens mit Leo Fender und seinen Meilensteinen der Instrumentengeschichte vergleichbar ist.
Witzigerweise haben mich beide Designs nie in dem Maße angesprochen (Fenders übrigens auch nur in Grenzen): Ich habe zwar weder einen Original-Spector noch einen Original-Steinberger gespielt, aber die Nachbauten, die ich in der Hand hatte (immerhin der Warwick war in ähnlichem Qualitätsniveau), waren nicht so mein Ding. Woraus man sieht, dass Instrumente doch immer noch eine zutiefst individuelle Geschichte sind, bei der die merkwürdigsten Faktoren mitspielen.