Montag, 14. Mai 2012

Donald 'Duck' Dunn und 'The Blues Brothers'

Ein toller Bassist ist von uns gegangen. Auch ich habe mich an seinen Lines versucht - und war nicht umbedingt erfolgreich; es ist schwer, "Everybody needs somebody to love" zu spielen, ohne dass es zickig klingt. Aber Nachrufe haben schon Personen geschrieben, die dafür besser vorbereitet sind; darum hier lieber ein paar Worte über den Film, der Donald "Duck" Dunn auch einem breiteren Publikum bekannt gemacht hat: "The Blues Brothers"

Elwood holt seinen Bruder Jake ab, der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde. Sie besuchen das Waisenhaus, in dem die beiden groß geworden sind und den Blues gelernt haben (z.B. durch Cab Calloway, "who blew the harp for us", in der deutschen Synchronfassung unbegreiflicherweise mit "Du hast für uns die Harfe geblasen" übersetzt). Dort müssen sie erfahren, dass das Haus geschlossen wird, wenn es nicht gelingt innerhalb von elf Tagen 5000 Dollar Steuerschulden zu bezahlen. Jake hat eine "Erleuchtung", und sie beschließen auf eine göttliche Mission zu gehen, ihre alte Band wieder zusammenzubringen und in einem Gala-Konzert das Geld zu besorgen.
Was folgt, ist eine Art Road-Movie, in dem zunächst die fehlenden Bandmitglieder zusammengesucht werden, darunter Steve Cropper und eben Duck Dunn, der mit dem Satz "We had a band powerful enough to turn goat piss into gasoline" in die Filmgeschichte einging. Sie begegnen bei ihrer Suche (auch nach den notwendigen Instrumenten) Blues und Soul-Größen wie Aretha Franklin und Ray Charles und absolvieren einige Test-Gigs. Unvergessen ist z.B. der Auftritt in "Bobs Country Bunker" mit einer "Hühnerstall"-Bühne hinter Maschendrahtzaun, wo man "beide Arten von Musik spielt, Country und Western". Dabei schaffen sie sich einige Feinde (unter anderem die Country Band "Good old boys" und eine Gruppe amerikanischer Nazis), um letztendlich nach der Abschluss-Gala in einer gigantischen Verfolgungsjagd das Geld zurück nach Chicago zu bringen und - wo der Film ja auch angefangen hatte - im Gefängnis zu Enden.
Warum ist dieses kleine Quasi-Roadmovie zum Inbegriff der Musik-Komödie geworden? Sind es die gut gelaunten und auf einander eingespielten Hauptdarsteller Akroyd und der viel zu früh verstorbene John Belushi ("Wie oft fährt der Zug vorbei?" - "So oft, dass Du es gar nicht mehr merkst!")? Sind es die Sprüche? Ist es die Elite der R&B-Szene der 70er und 80er Jahre, die sich bei diesem Film ein fröhliches Treffen gibt? Oder ist es die bombige Band, die das alles mit einem fetzigen Soundtrack hinterlegt, dessen Klassiker noch heute von jeder guten Partyband gespielt werden?
Warum sind jahrelang beispielsweise in das Mannheimer Capitol hunderte von Menschen in Blues Brothers-Kostümen gepilgert, um sich die Blues Brothers/Life of Brian-Doppelnacht anzuschauen?
Erstens: Da sind zwei Typen, die ihren Spleen ausleben. Schräg, authentisch, liebevoll. Das sind die Brüder, wo Verständnis dafür herrscht, dass ein Auto gegen ein Mikrofon eingetauscht wurde.
Zweitens: Diese Brüder bekommen einen Auftrag, einen Quest, sie gehen auf eine Mission. Und das ist es, weswegen der Film zum Träumen anregt: Weil die Blues Brother dafür stehen, etwas zu bewegen, etwas Gutes zu tun, eine Aufgabe zu haben und diese zu lösen, mit allen Mitteln. Und das wollen wir doch (insgeheim) eigentlich alle, denn sonst sind wir da tot, wo unsere Herzen sein sollten.